Lange hat es gedauert, bis sich in Österreich die Verfügbarkeit der ersten Coronaimpfstoffalternative in Form eines traditionellen Totimpfstoffs abzeichnete. Im Mai soll es soweit sein. Das Biotechnologieunternehmen Valneva gab bekannt, dass deren traditioneller Totimpfstoff auf Basis inaktivierter SARS-COV-2 Viren – VLA2001 – im April die EMA-Zulassung erhalten und ab Mai in Österreich verfügbar sein soll.
Gute Neuigkeiten. Jede:r Impfverunsicherte:r sollte sich mit dieser Impfstoffalternative auseinandersetzen. Die Herstellungsart ist seit über 100 Jahren bewährt. Im Gegensatz zu Impfstoffen auf Basis anderer Herstellungsverfahren bildet sich durch die Impfung eine breitere Immunabwehr aus, da dem Körper der ganze Virus und nicht nur lediglich ein Teil in Form des Spike Proteins präsentiert wird. Diese Vorgehensweise ist unserer Ansicht nach am ehesten mit einer natürlichen Immunisierung durch Infektion vergleichbar.
Allerdings sei angemerkt, dass VLA2001 im Gegensatz zu den beiden chinesischen Totimpfstoffen eine neuartige Adjuvanz beinhaltet: CpG 1018. Dabei handelt es sich um synthetisch hergestellte DNA-Moleküle, welche im Vergleich zu altbewährten Adjuvanzien eine robustere Immunantwort auf T- und B-Zellen Ebene hervorrufen. Dadurch soll sich eine wesentliche Wirkverbesserung des Impfstoffs ergeben. Allerdings gibt es mit CpG 1018 als Adjuvanz noch wenig breite Anwendungserfahrung. Erst 2021 erhielt HEPLISAV-B, der erste Impfstoff der auf CpG 1018 als Adjuvanz zurückgreift, eine EMA-Zulassung. Die Anwendung einer neuartigen Adjuvanz (vor allem einer auf DNA-Basis) konterkariert leider den Vorteil des altbewährten Herstellungsverfahrens.
Die späte Zulassung eines traditionellen Totimpfstoffes zeigt unserer Meinung nach, dass wir in der EU offenbar Aufholbedarf im Bereich der klassischen Impfstoffherstellungsverfahren haben. Die chinesischen Totimpfstoffe CoronaVac bzw. BIBP-CorV haben bereits im Mai 2021 WHO Zulassungen erhalten. Weltweite Impfkampagnen damit wurden nicht unwesentlich später gestartet. Somit hinkt die EU zirka 1 Jahr hinterher. Was sind die Gründe dafür? Ist uns China im Bereich der traditionellen Totimpfstoffe technologisch voraus? Machten staatliche Subventionen die schnellere Marktreife in China möglich? War Valneva einfach langsamer in der Impfstoffentwicklung? Oder wurde den Biotechnologieunternehmen von politischer Seite gar signalisiert, dass sie sich mit einem „technologisch faden“ traditionellen Totimpfstoff keine Chance auf EMA-Zulassung ausrechnen dürfen?
Für uns hat das Thema Impfstoffzulassungen in der EU einen fahlen Beigeschmack hinterlassen. Während Impfstoffe auf Basis relativ neuer Herstellungsverfahren (mRNA und Vektor) ohne breite Anwendungserfahrungen in Rekordzeit zugelassen wurden, haben wir bis heute keine EMA Zulassung eines traditionellen Totimpfstoffs. Aktuell läuft auch nur für eines der beiden chinesischen Vakzine, die wir als „wirklich“ traditionelle Totimpfstoffe ansehen, ein Zulassungsverfahren bei der EMA. Liegt es an geopolitischen Gründen? Falls ja, dürfen diese in einer Pandemie eine Rolle spielen? Oder liegt es daran, dass in der EU bessere Wirksamkeit mehr Gewicht hat – auch wenn damit mögliche Unsicherheiten in Kauf genommen werden müssen? Haben Pfizer, Moderna und Co. perfekte Lobbyarbeit geleistet und den politischen Entscheidungsträger die einmalige Chance eines breiten Anwendungstests zukunftsträchtiger Technologie (mRNA) unter dem Deckmantel der Pandemie schmackhaft gemacht?
#wirforderncoronaimpfstoffalternativen #coronaimpfstoffalternativen #totimpfstoff #valneva #vla2001 #sinovac #coronavac #sinopharm #bibp-corv #mrna #pfizer #moderna #ema #eu
Weiterführende Literatur
Neuartiger Corona-Impfstoff: So wirkt das Vakzin von Valneva
CpG 1018 | toll-like receptor 9 (TLR9) agonist adjuvant | Dynavax Technologies